Casus
nd-Formen
Pronomen
Partizip-Konstruktionen
Infinitiv-Konstruktionen
Deklinationen
Satzglieder
Konjunktiv - Imperativ
Inhaltsangabe
Interpretation einer Rede
Wertende Erörterung
Kurzgeschichte
Verssprache
Poetik (für Klasse 8)
für Literaturwissenschaft
für Musikwissenschaft

Das Praedicativum

A. Allgemeines
B. Unterschied zum attributiven Gebrauch des Adjektivs
C. Unterschied zum Adverb
D. Übersetzung des Praedicativums
E. Unterschied zur Apposition
F. Das Partizip als Praedicativum
G. Weitere Beispielsätze

A. Allgemeines
Das Praedicativum gibt den Zustand einer Person an, und zwar für den Zeitraum, in dem sie etwas tut.
Unter 'Zustand' soll hier nicht nur der seelische und körperliche Zustand (ausgedrückt durch Adjektive wie traurig, fröhlich, müde ...) verstanden werden, sondern jeder mögliche Zustand, in dem eine Person sich befinden kann; es ist vor allem auch der Zustand gemeint, in dem die Person sich befindet, die einen bestimmten Beruf oder ein bestimmtes Amt hat oder die an einer bestimmten Stelle in einer Rang- bzw. Reihenfolge steht.



Person das Tun der Zustand  
Markus läuft fröhlich durch den Wald
Markus läuft als Fährtenleser durch den Wald
Markus läuft als erster durch den Wald


B. Unterschied zum attributiven Gebrauch des Adjektivs
Entscheidend ist immer, dass dieser Zustand der Person nur für die Zeit des im Prädikat angesprochenen Vorgangs zugeschrieben wird; ob dieser Zustand auch sonst gegeben ist, wird im Praedicativum nicht gesagt. Nicht ist also der Zustand als eine diese Zeit überdauernde Eigenschaft der Person gemeint. Eine solche dauernde Eigenschaft würde durch das Adjektiv als Attribut ausgedrückt (Der fröhliche Markus läuft durch den Wald.)

C. Unterschied zum Adverb
Im Deutschen kann man leicht das Adjektiv als Praedicativum mit dem Adjektiv als Adverbiale verwechseln und fragt bei dem Satz 'Markus läuft fröhlich durch den Wald.' zunächst: Wie läuft Markus durch den Wald? Aber das 'fröhlich' ist ja keine Charakterisierung des Laufens, sondern eine des Markus, während er durch den Wald läuft, also keine Bestimmung des Umstands, unter dem sich die im Prädikat genannte Handlung vollzieht (dann wäre es Adverbiale), sondern eine nähere Bestimmung des Zustands, in dem Markus sich befindet, während er durch den Wald läuft. Es geht also hier nicht darum, wie das Laufen ist, sondern wie Markus ist, in welchem Zustand er ist, während er durch den Wald läuft.
Eine Bestimmung des Umstand, wie sich die im Prädikat genannte Handlung vollzieht, wäre gegeben, wenn der Satz lautete: Markus läuft schnell durch den Wald. 'Schnelligkeit' ist eine Bestimmung der Art des Laufens; hier liegt also 'Adverbiale' vor.
Die lateinische Sprache unterscheidet Adverbiale und Praedicativum strenger als die deutsche, indem sie dem als Adverbiale gebrauchten Adjektiv eine eigene Endung gibt (-e, -iter) und das Praedicativum mit Hilfe seiner Kasus-Endungen auf das Nomen bezieht, über dessen Zustand etwas ausgesagt werden soll.
Im Lateinischen unterscheidet sich das Adjektiv als Praedicativum also äußerlich nicht vom Adjektiv als Attribut; beide richten sich in Fall, Zahl und Geschlecht nach dem Beziehungswort, da ja in beiden Fällen die Eigenschaft (Zustand) einer Person ausgedrückt ist (Der Unterschied liegt in der zeitlichen Dauer.).Im Deutschen ist der Unterschied zwischen Praedicativum und Adverb dann nicht so deutlich, wenn sich das Praedicativum auf das Subjekt des Satzes bezieht ('Die Jungen gingen fröhlich spazieren.') Bezieht sich das Praedicativum auf ein Objekt ('Niemand sah später Coriolan lebend oder tot.'), so wird auch im Deutschen der Unterschied zwischen Praedicativum und Adverb deutlich. 'lebend oder tot' bestimmt nicht den Umstand des Sehens, sondern den des Coriolan.Das Praedicativum ist also ein Satzglied, das zwischen Attribut und Adverbiale steht (Dem Prädikat steht es nahe, da der Zustand ja nur für die Zeit der im Prädikat genannten Handlung gemeint ist; daher auch der Name 'Praedicativum'.).

D. Übersetzung des Praedicativums
Werden Substantive oder Zahlwörter als Praedicativa gebraucht, übersetzt man meist mit Hilfe der Partikel 'als': als erster, als Fährtenleser. Grundsätzlich kann jedes Praedicativum mit Hilfe von 'als' übersetzt werden, und als Hilfsübersetzung ist dieses Hinzufügen der Partikel in jedem Fall zu empfehlen. Bei den Adjektiven, die einen seelischen Zustand bezeichnen, klingt diese Übersetzung freilich steif: 'Die Jungen gingen als fröhliche ... spazieren.' In solchen Fällen wird das Praedicativum mit dem unflektierten Adjektiv übersetzt, so dass es wie ein Adjektiv in adverbialer Funktion klingt: 'Die Jungen gingen fröhlich im Wald spazieren.'Mit Hilfe des 'als' kann bei Unsicherheit überprüft werden, ob Attribut, Adverb oder Praedicativum vorliegt: Ändert sich durch die Hinzufügung des 'als' nicht der Sinn des Satzes, so liegt Praedicativum vor ('Die Jungen gingen als fröhliche ...).
Auch bei Substantiven als Praedicativa (vornehmlich solche, die das Alter oder ein Amt/eine Stellung bezeichnen), ist die Übersetzung mit ‚als’ geeignet.
Cicero consul bene de civitate meruit. - Cicero machte sich als Konsul um den Staat verdient.
Summo patriae amore te puerum complere semper studui. - Ich habe mich immer bemüht, dich als Knaben mit höchster Liebe zum Vaterland zu erfüllen.

E. Unterschied zur Apposition
Das Substantiv als Praedicativum darf nicht mit der Apposition verwechselt werden; die Apposition ist als Attribut eine allgemeine, immer gültige Bestimmung der Person, bei der sie steht (ähnlich dem adjektivischen Attribut): ‚Cicero, der Konsul, machte sich um den Staat verdient.’
Das Praedicativum bestimmt die Person nur in Bezug auf die im Prädikat ausgesprochene Handlung; das heißt für das substantivische Praedicativum: Die Handlung wird auf die Zeit des im substantivischen Praedicativums genannten Alters (puerum) oder Amts (consul) eingeschränkt: 'Cicero machte sich als Konsul um den Staat verdient'.
Dass Cicero sich um den Staat verdient gemacht hat, wird in diesem Satz nur für die Zeit seines Konsulats behauptet.
Da das substantivische Praedicativum eine nähere Bestimmung einer Person ist, richtet es sich in Fall und Zahl nach dieser Person als seinem Beziehungswort.

F. Das Partizip als Praedicativum
Die Partizipien, die als Beifügung zu einem Beziehungswort stehen, sind oft Praedicativa.
Plato scribens mortuus est (mortuus est = starb).
‚scribens’ (schreibend) als Attribut zu übersetzen, ist sinnlos (‚Der schreibende Plato starb.’) Sinnvoll wird der Satz, wenn ‚scribens’ als Praedicativum aufgefasst wird: Plato starb als Schreibender (beim Schreiben; überm Schreiben).
Das partizipiale Praedicativum hat also die gleiche Funktion wie das adjektivische Praedicativum: Ein Zustand wird jemandem zugeschrieben, und zwar nur für die Zeit des im Prädikat ausgesprochenen Vorgangs. In dem Satz ‚Plato scribens mortuus est.’ wird nur gesagt, dass Plato zu der Zeit, als er starb, gerade schrieb; nicht wird gesagt, dass er auch sonst oder immer schrieb.

G. Weitere Beispielsätze:
Pueri laeti in silva ambulaverunt. - Die Jungen gingen fröhlich im Wald spazieren.
Amici Romam aegri renavigaverunt. - Die Freunde segelten krank nach Rom zurück.Nemo Coriolanum postea vivum aut mortuum vidit. – Niemand sah später Coriolan lebend oder tot.
Caesar primus cum copiis in Britanniam navigavit. – Cäsar segelte als erster mit Truppen nach Britannien.



Satzglieder

HaftungsausschlussImpressum